11 August 2013

Mein Tag mit Buddha

Huhu ihr Lieben,

Während die Meisten von euch seelenruhig vor sich hin geschlummert haben, sind wir heute in den frühen Morgenstunden aufgebrochen und haben uns auf den Weg zum buddhistischen Tempel Wat Buddhapiyawararam nach Götzenhain gemacht, um einer buddhistischen Zeremonie beizuwohnen.

Als erstes fiel mir beim Betreten des buddhistischen Zentrums diese handgeschnitzte Abbildung eines Tempels auf. Er steht dort, um die Vorbesitzer des Grundstücks / des Hauses zu ehren.

Ein kleines Stück weiter hinten steht eine Art Häuschen, welches wir nur betreten konnten, nachdem wir uns vergewissert hatten, das dort kein Mönch schlief. Im Inneren befand sich das thailändische Horoskop. Darunter versteht man ein glasartiges Gefäß in dessen Inneren befinden sich lange nummerierte Holzstäbe, welche über dessen Rand hinausragen. Um zu ermitteln, welche Zahl das eigene Horoskop bestimmt, wird das Behältnis geschüttelt, die Technik ist nicht ganz einfach, doch nach einer Weile hat man den Dreh raus. Ziel ist es, einen Stab aus dem Becher zu stoßen oder wenn mehrere fallen, denjenigen zu ermitteln, welcher zu erst gefallen ist. Die Nummer auf dem Stab steht für das Horoskop. Bei mir kam die Zahl Sieben heraus.


Auch wenn es auf Englisch übersetzt wurde, haben wir eine nette thailändische Frau darum gebeten, uns die Zeilen vor zu lesen und von Latanapon ins Deutsche weitergeben lassen.

Sinngemäß steht dort (in Kurzfassung) in etwa folgendes:

"Du wirst Glück haben, Dinge die dir verloren gehen, wie in etwa dein Handy, wirst du wieder bekommen. Wichtig ist, dass du dir nicht so viele Gedanken machst, du musst lernen dich zu entspannen. Einiges was du dir in deinen Gedanken ausmalst, wird gar nicht so schlimm wie du es dir vorstellst. Diese negativen Gedanken werden dich krank machen. Wenn du dir einen Mann und Kinder wünschst, wirst du das bekommen."

Gerne nehme ich Korrekturvorschläge an, sollte ich etwas vergessen oder falsch übersetzt haben.


Anschließend haben wir den Tempel betreten, was allerdings nur Barfuß gestattet ist. Man betritt einen kleinen Flur und einen Raum in dem die Zeremonie abgehalten wird. Dort befinden sich bereits Mönche und wie es die Tradition und der Respekt gebührt, wird sich auf den Boden gekniet, die anwesenden Mönche werden angeschaut und auf Thai begrüßt, bevor man die Hände vor die Brust nimmt und sich 3x verbeugt (näheres folgt gleich).



Eine kleine Zeremonie beginnt bereits jetzt. Wir spenden den Mönchen fertig abgepackte Gaben und erhalten zwei Gefäße, in dem einen, Vasenartigen, befindet sich Wasser, welches während einer Rede des Mönches in eine kleine Schale geschüttet wird. Wir werden dies später nochmal wiederholen. Diese Prozedur steht symbolisch für all jene die nicht mehr unter uns sein können, jene die wir in unserem vorigen Leben gekränkt oder beleidigt haben, sowie Tieren, die wir ausversehen oder aus Not getötet haben. Durch die Worte des Mönches während das Wasser langsam von dem Kelch in die Schale gegossen wird, werden sie gesegnet. Einer der Mönche fragt uns, ob es einen bestimmten Grund hat, dass wir der heutigen Zeremonie beiwohnen, zum Beispiel weil wir auch jemanden verloren haben. Nachdem dies verneint wurde, werden noch ein paar Worte auf Thai gesprochen und wir dürfen uns im Stillen etwas wünschen.

Nun geht es in die Küche. Jeder Teilnehmer bereitet für die anwesenden Mönche und die anderen Anwesenden eine Kleinigkeit zu essen vor. Meistens wird dies schon zu Hause erledigt und in der Küche lediglich verfeinert oder die letzten Handschliffe erledigt. Einige stehen für diese Aufgabe schon mitten in der Nacht auf und bereiten alles vor.

Da das Wetter heute wirklich schön ist, haben wir die Möglichkeit, die Zeremonie draußen abzuhalten. Zufälligerweise haben wir heute auch noch eine besondere Zeremonie erwischt, denn morgen ist in Thailand Muttertag und wir werden eine Sitzung zu Ehren aller Mütter und auch zukünftiger Mütter abhalten. Doch zu aller erst haben wir die Gelegenheit mit der deutschen Mönchin, auch Novizin genannt,  Schwester Silavaddhani über die Entstehung des Buddhismus zu sprechen und im Anschluss eine kleine Meditation über die Achtsamkeit abzuhalten.

Was ist Buddhismus und wer war Buddha?
Bevor Buddha zu dem wurde wer er ist, war er ein indischer Prinz mit dem Namen Siddhartha Gautama, der wohlbehütet bis zu seinem 26. Lebensjahr den Palast niemals verlassen hatte. Er kannte die Außenwelt nicht und so war er sehr verwundert, als das Erste was ihm offensichtlich vor die Augen trat, die drei Zeichen Alter, Krankheit und den Tod waren. Er stellte fest, dass diese Zeichen untrennbar vom Leben waren und Reichtum und Wohlstand dagegen vergänglich und nicht von Bedeutung waren. Er beschloss einen Weg aus dem Leid zu finden, ging bei verschiedenen Großmeistern in die Lehre, Hungerte bis er fast kollabierte und suchte so vergebens nach der Lösung. Erst im Alter von 35 gelang ihm durch Meditation, der Weg zur Lösung, heute nennt man diese Art von Meditation Achtsamkeitsmeditation. Er setzte sich auf den Boden und konzentrierte sich auf das was er tat (sitzen) jedes Mal wenn seine Gedanken abschweiften oder ihn etwas juckte, achtete er bewusst darauf, um dann zu dem eigentlichen tun zurück zu kehren. So lässt sich auch erlernen mit Ängsten und anderen Gefühlen besser umzugehen. Siddhartha erhielt seinen späteren Namen Buddha, der von dem Wort Erleuchtung hergeleitet wird.

(Dies ist frei aus meinen Erinnerungen aus dem Gespräch mit der Novizin entstanden und daher keine Garantie für die Richtigkeit meiner gemachten Angaben.)

Außerdem bekamen wir die Möglichkeit Fragen zu stellen und erfuhren so auch den Grund, warum Schwester Silavaddhani Buddhistin wurde. Anders als erwartet, passierte dies nicht durch ein Schlüsselerlebnis, sondern einfach aus der Faszination hinaus und ich muss zugeben, jetzt, wo ich mich näher mit dem Buddhismus beschäftigt habe, kann ich diese Leidenschaft nachvollziehen.

Ich wollte weiter wissen, wieso es diese "schlanken" Buddha-Figuren gibt und woher dieser mit dem dicken Bauch kommt (habt ihr bestimmt auch schon einmal gesehen).
Schwester Silavaddhani erklärte es uns so, dass dieser Buddha, anders als die Abgebildeten, hauptsächlich aus dem chinesischen Raum stammen und die Geschichte des Mannes erzählen, der Buddha unglaublich ähnlich sah. Immer wieder wurde er mit Buddha verwechselt und so beschloss er sich zu verändern und begann zu essen. Vielleicht stammt daher auch der Brauch, diesen stämmigen Buddha's den Bauch zu streicheln um Glück und/oder Reichtum zu erlangen.


Nachdem wir unsere Fragen weitgehend geklärt hatten, durften wir einer Einleitung der Achtsamkeitsmeditation beiwohnen und lernten die Grundlagen dieser Meditation. Hierbei ist es wichtig, dass man nicht von alleine die Schritte verändert oder weiter macht, sondern immer auf die Anweisungen seines "Lehrers" wartet und diesen folge leistet, ähnlich wie im Fitness-Studio. Dort, ist man in der Regel auch auf die Anweisungen des Trainers gebunden und erhöht das Gewicht erst nach ausdrücklicher Empfehlung oder arbeitet einen Trainingsplan durch.

Zunächst beginnt diese spezielle Meditation mit der Achtsamen Verbeugung und startet mit den Händen. Es geht in die Grundstellung, man kniet auf dem Boden oder auf einem Kissen. Die Hände liegen flach auf dem Schoß. Man beginnt mit der rechten Hand und kippt diese langsam nach Außen. Allerdings nur soweit, dass die Handfläche nach innen zeigt. Währenddessen achtet man ganz besonders stark darauf was man macht und wiederholt dies dreimal. Es geht also damit los, dass man kniet (knien, knien, knien). Beim nach außen drehen der Handfläche spricht man synchron zu der Bewegung drehen, drehen, drehen - das kann man natürlich auch im Geist machen und muss es nicht laut aussprechen. Die Übung besteht aus mehreren Bewegungen, die alle insgesamt 3x wiederholt werden, wie ihr auf folgender Abbildung erkennen könnt.

Die Qualität ist leider nicht so gut, aber ich stehe für Rückfragen zur Verfügung.

Weiter ging es mit den Laufübungen. Hierzu steht man auf und wiederholt auch dabei 3x das was man tut ehe man sich insgesamt 10 Minuten lang auf das Laufen konzentriert. Dabei geht es weniger um das Gehen an sich (rechts, rechts, rechts - stehen, stehen, stehen - links, links, links) sondern mehr darum wie man auf äußere Einflüsse reagiert. Schweifen die Gedanken ab, bleibt man stehen und ruft sich das ins Gedächtnis woran man gedacht hat, dies sollte aber Möglichst einfach gehalten werden, ist dies nicht möglich, bleibt es bei denken, denken, denken. Anschließend wird die Übung fort gesetzt. Die Worte immer synchron mit der jeweiligen Bewegung, denn es geht darum sich dessen Bewusst zu sein, was man gerade tut - Achtsamkeit. Natürlich kann diese Form von Meditation beliebig erweitert werden, aber der Grundsatz der Achtsamkeit bleibt und kann jederzeit auch von zu Hause aus wiederholt werden.

Zum Schluss möchte ich euch von der eigentlichen Zeremonie erzählen, auch wenn ich nicht viel verstanden habe, so wurde die ganze Predigt sehr emotional und anlässlich des bevorstehenden Muttertags in Thailand sehr auf die Liebe zu unserer Mutter angehaucht. Eine nette Geste sind die ins deutsche Übersetzten Bücher, welche vor unseren Laken, auf denen wir knien liegen.

Alles in allem ist die komplette Zeremonie sehr spirituell und auch, wenn ich nichts verstanden habe, spürt man die Mutterliebe jedes einzelnen. Ein weiterer sehr berührender Bestandteil ist der Teil mit den Ansteckblumen. Jeder Teilnehmer nimmt sich eine aus dem Kelch und steckt sie seinem Gegenüber an, welcher im Anschluss herzlich umarmt wird. In den meisten Fällen wünscht man sich während der Umarmung "alles Gute" und sagt einander, dass man eine gute Mutter ist oder einmal sein wird.

Nach dieser sehr emotionalen und wunderschönen Zeremonie, die heute einzig und alleine den Müttern galt, kommt es zur Essensübergabe. Auch hier gibt es eine Predigt die Jedermann in der traditionellen Haltung, auf den Knien und mit entsprechender Gestik in 3-facher Abfolge absolviert. Es folgt ein Sprechgesang und ein Briefumschlag für Spenden wird durch gereicht, bevor den Mönchen eine Vielfalt aller bereiteter Speisen vor dem Altar aufgebaut wird. Erst nachdem die Mönche gegessen haben, sind wir an der Reihe.

Meine Lieben, das war eine menge Text, aber auch ganz viel wundervolle Eindrücke die ich heute sammeln durfte. Ich hoffe, dass ich euch den Buddhismus ein wenig näher bringen konnte und der ein oder andere von euch vielleicht auch einmal Interesse hat an einer solchen Zeremonie teilzunehmen. Ich schlafe natürlich auch gerne aus, aber ich habe es keine Sekunde bereut meinen Schlaf Sonntagmorgen um 6:00 Uhr beendet zu haben.

Danke für's Lesen.
Küsschen, Lacerta


P.s.: Für all jene, die wie ich, Interesse am Buddhismus erhalten haben, gibt es hier eine kleine Zusammenfassung, wie man Buddhist/in werden kann. Des weiteren möchte ich euch gerne einladen, nach Götzenhain zum Tag der offenen Tür am 01. September zu kommen - wer Interesse hat, bitte einfach kurz melden & am Besten die E-Mail-Adresse da lassen, dann schicke ich euch mehr Info's und die Weg Beschreibung.






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